Mit diesem Satz hat schon so manches Training in meiner Hundeschule begonnen …
Die Antwort ist ganz klar: „Ja, kann er!“ Denn lebenslanges Lernen ist eine Grundvoraussetzung, dass Mensch und Tier sich ständig wechselnden Umweltbedingungen anpassen können.
Aber welche Möglichkeiten hat man überhaupt, seinem Hund ein bestimmtes Verhalten beizubringen? Hier gibt es zwei gegensätzliche Ansätze, nämlich Verstärkung von erwünschtem Verhalten oder Bestrafung von unerwünschtem Verhalten. Ob der Hund sich verstärkt oder bestraft fühlt, sehen wir übrigens nur daran, ob ein Verhalten mehr oder weniger wird!
Die 4 Säulen der operanten Konditionierung sind nachfolgend am konkreten Beispiel der „Leinenführigkeit“ erklärt:
Man sieht an diesem Beispiel folgende Dinge:
-
Um das unerwünschte Ziehen an der Leine weniger wahrscheinlich zu machen, müsste man Strafe anwenden!
-
Die gute Nachricht ist: Damit der Hund an lockerer Leine geht, muss man nicht darauf warten, dass er zieht, sondern man kann stattdessen gezielt erwünschtes Verhalten verstärken:
-
Negative Verstärkung durch Verwendung sogenannter „Erziehungshalsbänder“ (Würger oder Schlimmeres) oder Anti-Ziehgeschirre (die z.B. Schmerzen unter den Achseln machen etc.) erfolgt erst durch die „Erleichterung“, dass etwas Unangenehmes oder Schmerzhaftes aufhört, das durch die Ausrüstung zugefügt wurde. Und das ist keineswegs empfehlenswert oder gar harmlos, wie uns die Hersteller glauben machen möchten.
-
Im Training mit positiver Verstärkung wird der Hund für das erwünschte Verhalten belohnt. Wichtig ist hierbei, dass man kleinschrittig und unter wachsenden Umwelteinflüssen stetig die Leistung steigert und dass man nicht ins „Locken“ verfällt.
Um mit positiver Verstärkung erfolgreich zu arbeiten, muss man schon einiges über Training, Timing, Kriterien und Belohnungsgabe wissen – denn positive Verstärkung erfolgreich anwenden zu können ist viel mehr als „füttern“!
Durch Training mit positiver Verstärkung profitieren alle Hunde! Training macht Spaß und motiviert Mensch und Hund! Aber wer erst mit seinem erwachsenen – und kräftigen – Hund zu arbeiten beginnen kann, erfährt durch das positive Training besonders viele Vorteile, denn man braucht dazu keine körperlichen Kräfte aufwenden. Und auch Hunde mit schlechten Vorerfahrungen bis hin zu schweren Ängsten können mit positiven Methoden extrem rasch und erfolgreich lernen, was sie für das Leben im neuen Zuhause brauchen.
Positive Verstärkung findet – entgegen der Behauptungen selbsternannter Hundeprofis – selbstverständlich auch in der Natur ihre Anwendung: da wären z.B. Spiel, Interaktion und Anerkennung im Gruppenverband, Jagderfolg/“Nahrung“, Auffinden von Wasser- und Futtervorräten, Sex, …
Selbstverständlich findet man in der Natur auch Strafe. Das heißt für mich als qualifizierte Hundetrainerin aber nicht, dass auch ich mit Strafe im Training arbeiten muss. Denn Training kann man gut planen und bei guter Qualifikation, Intelligenz und Kreativität hat man unzählige Optionen für positiv aufgebautes, belohnungsorientiertes Training zur Verfügung.
Ach ja – noch eine Kleinigkeit: Lernen findet übrigens IMMER statt – nicht nur dann, wenn wir Menschen uns gerade vorgenommen haben, mit unserem Hund zu trainieren. Daran scheitert dann oftmals die Übertragung in den Alltag! Wer „trainiert“, ohne sein „Training“ in den Alltag zu übernehmen und in allen entsprechenden Situationen umzusetzen, bekommt einen Hund, der im Training hervorragend funktioniert, der aber GELERNT hat, dass im Alltag „andere Gesetze“ gelten!