Spielen ist wichtig für die normale Entwicklung und für das Wohlergehen von Hunden. Sie lernen und üben im Spiel primär motorische Muster aus dem Jagd-, Angriffs- und Werbeverhalten. Der soziale Nutzen des Spiels liegt außerdem nicht nur darin, selbst mitzuspielen, sondern Hunde lernen auch, wenn sie beim Spiel zwischen anderen Hunden zusehen. Hunde spielen übrigens auch noch, wenn sie bereits erwachsen sind.
Alleiniges Spielen mit Gegenständen scheint aus dem Jagdverhalten zu kommen und wird bevorzugt mit zerlegbaren/zerstörbaren Dingen gespielt.
Hunde spielen aber auch im sozialen Kontext und zwar sowohl mit Artgenossen, als auch mit uns Menschen – in beiden Fällen sowohl mit als auch ohne Spielzeug. Charakteristika eines schönen sozialen Spiels sind laufender Rollentausch, nicht-stereotype koordinierte Verhaltensweisen aus anderem Kontext, die in ihrer Intensität angepasst wurden sowie übertriebene Gesten und Mimiken.
Im Spiel mit Artgenossen konkurrieren Hunde im Spiel oftmals um Gegenstände, während sie im Spiel mit Menschen deutlich häufiger kooperieren. Man darf bei Ziehspielen jedenfalls auch den Hund gewinnen lassen, denn den Gegenstand zu gewinnen hat nichts mit Dominanz zu tun, sondern das Gewinnen wird schlichtweg als lohnend empfunden.
Hunde, die die Möglichkeit haben, regelmäßig mit Artgenossen zu spielen, spielen interessanterweise nicht seltener, sondern sogar etwas häufiger mit ihren Menschen. Daraus kann man schließen, dass diesen beiden Arten zu spielen eine unterschiedliche Motivationslage zugrunde liegt, da sonst eine Art des Spiels weniger werden müsste, wenn die andere Art des Spiels zustande käme.
Soziales Spiel zwischen Hunden und Menschen könnte ein Selektionskriterium im Zuge der Domestikation gewesen sein, um einerseits das Training, andererseits auch die emotionale Bindung zwischen Hund und Halter zu erleichtern. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass sich die körperliche Aktivität des Halters im Spiel positiv auf die Reaktionsfreudigkeit des Hundes im Gehorsamstraining auswirkte. Außerdem beschleunigte 10-minütiges Spielen des Lieblingsspieles (meist Wurf- oder Ziehspiele – eingebettet zwischen zwei 10-minütigen Spaziergängen) nach dem Training zudem das Erlernen einer Geruchsunterscheidung zwischen zwei Gerüchen verglichen mit einer Kontrollgruppe, die nach dem Training eine Ruhepause von 30 Minuten einhielt. Die Hunde, die nach dem Training gespielt hatten, brauchten am zweiten Tag nur etwas mehr als halb so viele Wiederholungen, um das Trainingsziel zu erreichen.
Obwohl ein Spiel zwischen Mensch und Hund sich vom Spiel zwischen Hunden unterscheidet, gibt es auch Gemeinsamkeiten: Spielen trägt zu positiver Stimmung bei und stärkt die Bindung. Die Häufigkeit von Spielen zwischen Hund und Mensch kann auch Auskunft über die Qualität einer Beziehung geben! In ca. 2/3 der Interaktionen zwischen Mensch und Hund lachen wir Menschen, wobei Frauen mehr als Männer lachen. Besonders häufig wird im Spiel mit Hunden gelacht, wenn dem Hund etwas misslingt, wenn er etwas Unerwartetes macht und wenn der Hund unerwartet ein Spielzeug ergattert.
Zu den Lieblingsspielen zwischen Mensch und Hund gehören Herumbalgen, Zerrspiele, sich gegenseitig jagen, Wettrennen, Wurfspiele, sich verstecken, gegenseitige Scheinattacken inklusive Anschleichen und leichtem Festhalten von Körperteilen. Im Spiel kommt es häufig auch zu Körperkontakt, die Haare des Hundes werden zerzaust, einige Menschen blasen dem Hund auch ins Gesicht und imitieren das Knurren oder sonstige Laute des Hundes.
Gemäß einer Studie empfinden 89% der Hunde ein Spiel mit dem Menschen als positiv, während die Stimmung der Menschen zu 69% positiv und zu 31% neutral beschrieben wurde. Menschen, die in direkter körperlicher Interaktion mit ihrem Hund standen, lachten mehr und waren gut gelaunt, während Menschen bei Wurfspielen eher neutral gestimmt waren. Während laut einer Studie nur etwa die Hälfte der Männer in direktem Körperkontakt mit ihren Hunden spielt, tun dies ungefähr 70% der Frauen. Nähe und Körperkontakt beim Streicheln und im sanften Spiel senken übrigens den Blutdruck und steigern z.B. den Spiegel des „Kuschelhormons“ Oxytocin bei Mensch und Hund.
Im Spiel mit unseren Hunden nutzen wir Menschen häufig die gleichen Wörter und zwar in hohen Wiederholungsraten – vergleichbar der Babysprache.
Wie oben erwähnt, ist es zwar nicht wichtig, wer ein Spiel gewinnt, aber um aufmerksamkeitsheischendes Verhalten zu vermeiden kann es hilfreich sein, wenn primär der Mensch ein Spiel startet!
Referenzen:
- Affenzeller N, et al.: Playful activity post-learning improves training performance in Labrador Retriever dogs (Canis lupus familiaris). Physiology & Behavior 168 (2017) 62–73
- Rooney NJ, et al.: A comparison of dog–dog and dog–human play behavior. Applied Animal Behaviour Science 66 (2000) 235-248
- Mitchell R, et al.: Why Do People Laugh during Dog–Human Play Interactions? Anthrozoös 27 (2014)
- Bradshaw JWS, et al.: Why do adult dogs 'play'? Behavioural Processes 110 (2015) 82-87
- Horowitz A, et al.: Examining dog–human play: the characteristics, affect, and vocalizations of a unique interspecific interaction. Animal Cognition (2016) DOI 10.1007/s10071-016-0976-3