„Du bist ewig für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich.“
(Der kleine Prinz)
Vielleicht haben Sie ja selbst schon einmal versucht, mit verbundenen Augen ein Essensgericht zu erkennen, eine Flasche mit Drehverschluss nur mit einer Hand zu öffnen oder einem Gesprächsverlauf ausschließlich anhand der Lippenbewegungen zu folgen. Wie gut ist es Ihnen gelungen, mit diesem „Handicap“ zu schmecken, aufzumachen oder zu hören? In jedem dieser Fälle werden Sie festgestellt haben, dass es gar nicht so einfach ist, mit einer Einschränkung umzugehen.
Wie sehr der Körper täglich funktionieren und in seinen Einzelteilen zusammenspielen muss, wird oft erst dann bemerkt, wenn ein Teilbereich ausfällt oder weniger effizient arbeitet. Während Menschen mit Beeinträchtigungen zunehmend – wenn auch leider nur langsam – Akzeptanz finden, wird das Zusammenleben mit gehandicapten Hunden weiterhin häufig kritisiert. Torkelnde, schlecht sehende oder schwerhörige Tiere werden bemitleidet und deren Besitzer häufig auf die Möglichkeit des „Erlösens“ hingewiesen.
Unserer Erfahrung nach kann aber auch ein gehandicapter Hund ein glückliches und erfülltes Leben im Familienverband führen, ja sogar tolle Arbeit im Sportbereich leisten. Im Unterschied zu uns Zweibeinern leben Hunde im Hier und Jetzt. Mitleid, Kummer und Sorgen ihrer Halter kann zu zusätzlicher Verunsicherung führen. Anders als der Großteil der Menschen sind Hunde unfassbar anpassungsfähig und lernen sehr rasch, mit Beeinträchtigungen umzugehen.
Als Behinderung (oder Handicap) wird laut Wikipedia eine dauerhafte und gravierende Beeinträchtigung eines Individuums verstanden, die es ihm erschwert, an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Situationen teil zu nehmen. Demnach ist es für den eingeschränkten Hund angeblich schwieriger, auf andere Lebewesen zu treffen, mit diesen zu interagieren oder auch an „gewinnbringenden“ Aktivitäten wie Prüfungen im Sportbereich teilzunehmen. Soziale Faktoren – also die Einstellung anderer Menschen in Bezug auf Gehandicapte – spielen ebenso eine sehr zentrale Rolle. Während das beeinträchtigte Tier in freier Wildbahn wohl nur mehr kurz überleben könnte, hat das Haustier in dieser Konstellation einen entscheidenden Bonus – nämlich den Menschen.
Während Assistenzhunde gehandicapten Menschen eine wertvolle Stütze im Alltag sind, wird der Mensch, der seinem beeinträchtigten Tier zur Seite steht, allerdings leider allzu oft belächelt. Vergessen wird dabei häufig, dass eine Behinderung im Laufe eines Lebens jeden treffen kann. Mensch und Tier. Ganz gleich, ob angeboren, durch einen Unfall erworben oder als Begleiterscheinung des Alterungsprozesses – körperliche, seelische oder geistige Beeinträchtigungen sind bei weitem keine Seltenheit.
Selbstverständlich soll nicht unerwähnt bleiben, dass auch Hunde geistige und seelische Behinderungen haben können. So gibt es unter ihnen auch Tiere mit Neurosen, Zwangserkrankungen oder gestörten kognitiven Fähigkeiten. Im Folgenden werden die drei weit verbreitetsten Handicaps besprochen.