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Neulich im Fernsehen - Von Anfang an

Ein Welpe ist eingezogen und zur großen Entdeckungslust des kleinen Hundewesens gesellt sich nur zu gerne der Tatendrang der Hunde-Eltern, dem neuen vierbeinigen Familienmitglied möglichst noch in der „Prägephase“ so viel wie möglich beizubringen und von der Welt zu zeigen. Denn sobald diese Phase vorbei ist, sieht es ja eher düster aus mit dem weiteren Lernen fürs Leben. Oder?


Jein! Zunächst – die Begriffe Prägung und Prägephase sind vor langer Zeit aus der damals aufkeimenden Wissenschaft der Vergleichenden Verhaltensforschung in die Hundeszene übergeschwappt. Das, was wir beim Welpen mit diesem Begriff umschreiben möchten, wird heute aber fachlich korrekter als Sozialisierungsphase bezeichnet.


Während der Sozialisierungsphase erforscht der Welpe aktiv seine Umwelt und verarbeitet seine Wahrnehmungen sehr intensiv. Er erkundet und erfährt, welche lebendigen und unbelebten Dinge in seiner Umgebung für ihn positiv, neutral oder negativ sind. Besonders freudige aber auch unangenehme Erlebnisse werden vom Welpen in der Sozialisierungsphase zum Teil sehr stark im Gedächtnis verankert und können seine Reaktionen noch viel später im Leben beeinflussen. Dennoch finden beim Hund auch nach der Welpenzeit noch viele Entwicklungsschritte statt. Und auch erwachsene Hunde können neue Dinge erlernen bzw. Lernerfahrungen, die sie in der Vergangenheit gemacht haben, durch neue Erlebnisse verändern und überlagern. Das kann dann unter Umständen aber tatsächlich etwas länger dauern oder weniger „tief“ sitzen. Ein klares Lernfenster, das mit so und so vielen Lebenswochen komplett abgeschlossen ist (wie der Begriff Prägungsphase es ausdrückt), gibt es aber beim Hund nicht.

 

In der Sozialisierungsphase ist es besonders wichtig, dass ein Welpe mit den Situationen und Dingen intensiv vertraut gemacht wird, mit denen er auch im späteren Leben regelmäßig konfrontiert sein wird. Möchte man seinen Hund zum Beispiel öfter zu Restaurantbesuchen mitnehmen, sollte man ihm schon als Welpe die Möglichkeit bieten, derartige Räumlichkeiten, die Geräusch-, und Geruchskulisse sowie das Verhalten der anderen Gäste kennenzulernen. Aber Vorsicht: ein reines Mitnehmen bedeutet nicht automatisch eine gute Lernerfahrung!


Bei Welpen passt man das Heranführen an neue Situationen am besten immer an ihr ganz individuelles Wesen an. Für manche Welpen ist es vielleicht wirklich ein Highlight, von fremden Menschen angefasst und durchgeknuddelt zu werden. Für andere Welpen kann das eine extrem unangenehme Erfahrung sein. Sich unangenehmen Situationen zu entziehen, schafft der motorisch und geistig noch nicht so weit entwickelte Welpe aber viel weniger gut als ein erwachsener Hund. Schneller kann es daher zu Überforderungen kommen, die man dem Welpen leider nicht immer so leicht ansieht. Für seinen eigenen Welpen ein gutes Gespür zu entwickeln, seine Emotionen kennen- und einschätzen zu lernen ist daher eine sehr wichtige Aufgabe für jeden frischgebackenen Welpenbesitzer – weit mehr als das Einüben von Sitz und Platz.


Allen Welpen sollte viel Zeit gegeben werden, sich mit neuen Dingen in ihrem eigenen Lerntempo außeinander zu setzen. Das bedeutet manchmal auch, einfach nur mit dem kleinen Fellknäuel auf einer Wiese oder Parkbank herum zu sitzen und ihn aus Distanz beobachten und Situationen erfassen zu lassen, anstatt vorne weg zu laufen und seinen Welpen hinter sich her zu ziehen.


Auch das Einhalten von sehr vielen Ruhephasen ist für Welpen enorm wichtig. Das Erlernen von Grundkommandos und der Leinenführigkeit, das Heranführen an diverse Alltagssituationen, das Spielen sowohl mit anderen Hunden als auch mit dem Besitzer, und vieles mehr sollte immer in welpengerechten Häppchen verpackt werden. Und die sind in vielen Fällen (aus menschlicher Sicht) verdammt klein. Aber der Welpe braucht ausreichend Zeit, um seine Erlebnisse zu verarbeiten – am besten schlafend. Bekommt er zu wenige Pausen zum Abschalten, kann er immer mehr zu Unruhe (manchmal getarnt als „Arbeitseifer“), einer großen Erwartungshaltung und überschießenden Emotionsausbrüchen neigen.

 

Welpen, die ihre BesitzerInnen von Anfang an auf vielen Unternehmungen begleiten sollen, können durch das Mitbringen einer „mobilen Ruhezone“, wie einer vertrauten Stoffbox oder einer zuvor aufgebauten Entspannungs-Decke, in der der Welpe sich auch im Park oder im Cafe in der Innenstadt zurückziehen und ungestört schlafen kann, unterstützt werden.