Damit der Tierarztbesuch nicht zur Angstfalle wird.
Wenn sich Ihr Hund beim Tierarzt fürchtet, gar mit Knurren und Beißversuchen reagiert, ist es wichtig dieses Verhalten ernst zu nehmen, das Tier nicht in seiner Angst zu lassen und mit gezieltem
Training dieses Abwehrverhalten bzw. die zugrunde liegende Emotion zu bearbeiten. Das Medical Training, im Zootierbereich schon seit vielen Jahren ein fixer
Bestandteil des Tiertrainings, arbeitet mit Kooperationssignalen und gibt dem Hund dadurch die Kontrolle über eine möglicherweise unangenehme Situation. Ziel des Medical Trainings ist es, dem
Hund ein Verhalten beizubringen, mit dem er anzeigen kann, dass er bereit ist, behandelt zu werden. Löst der Hund das Signal auf – beendet das Kooperationsverhalten - bedeutet im Umkehrschluss,
dass es dem Hund zu viel wird und er gerne unterbrechen möchte – und dies muss unbedingt respektiert werden. Tiere können auch unangenehme Behandlungen gut aushalten, wenn sie gelernt haben, dass
sie selbst entscheiden können, ob sie dazu bereit sind oder nicht.
Als Kooperationssignal für das Medical Training bietet sich beispielsweise der Aufbau eines Kinntargets an. Hier lernt der Hund, seine Schnauze auf ein eigens dafür reserviertes Tuch abzulegen.
Vorteil des Tuches ist, dass es variabel an verschiedene Orte gelegt werden kann und der Hund in den unterschiedlichsten Situationen sein Signal zeigen kann. Das Kinntarget kann für viele
verschiedene medizinische Behandlungen verwendet werden, wie z.B. Augen eintropfen, Ohrenkontrolle oder auch Impfungen.
Wichtig ist, dass Sie den Hund nicht in eine für ihn unangenehme oder gar beängstigende Situation bringen und so lange warten, bis der Hund kein Angstverhalten mehr zeigt. Diese Technik wird als
flooding bezeichnet und bedeutet der Hund lernt, dass er in seiner Angst nicht ernst genommen wird. In weiterer Folge gibt der Hund auf, weil er ohnehin keine Chance hat, irgendwie Einfluss zu
nehmen – auch erlernte Hilfslosigkeit genannt. Es gibt kaum etwas Schlimmeres als die Erkenntnis, dass man einer unangenehmen Situation auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Darin sind sich
Mensch und Hund gleich.
Geben Sie Ihrem Hund die Kontrolle zurück und Sie werden erkennen, dass Ihr gemeinsames Leben auch in unangenehmen Situationen dadurch wesentlich erleichtert wird.
Buchtipp: Medical Training für Hunde. Körperpflege und Tierarzt-Behandlungen vertrauensvoll meistern von Anna Oblasser-Mirtl und Barbara Glatz