Die Rudelführertheorie ist oft Grundlage, überholte Trainingsmethoden zu empfehlen. Aussagen wie „Der Hund will die Kontrolle im Haus übernehmen“ sind ein direkter Hinweis darauf. Fachlich bedeutet „Rudel“ Familie. Das heißt Mutter(tier), Vater(tier), Kinder (Welpen). Da wir „HundeführerInnen“ keine Hunde sind, können wir auch kein Alphatier sein!
Im Hundetraining geht es in erster Linie um Beziehung, Vertrauen, Verständnis, Geduld, Respekt und vor allem um Wissen. Wissen über die Spezies Hund. Dominanz, blinder Gehorsam und absolute
Kontrolle sind Schlagworte. Sie sorgen für schlechte Stimmung und sind keine guten Begleiter im Training. Mit körperlicher Bedrohung, Leinenruck, Anschreien, Ignorieren und Wegsperren erreichen
Sie nur Eines: Sie verunsichern Ihren Hund, verursachen Schmerzen und großen Stress. Der Stress äußert sich in Aggression, Angst und anderen Verhaltensproblemen. Und Stress verhindert, dass Ihr
Hund „vernünftig“ reagieren kann.
Wenn ein fremder Mensch, ein „Trainer“, plötzlich am Halsband ruckt und mit drohender Körpersprache auf ihn einwirkt, kann das für den Hund ein traumatisches Erlebnis sein. Liegt der Hund dann in
völliger Starre als Reaktion auf die plötzliche, für ihn nicht mehr zu bewältigende Situation, mag mancher Laie denken, es hätte gewirkt, der Hund ist jetzt „brav“. Das Gegenteil ist der Fall!
Der Hund ist in Wahrheit zu keiner angemessenen Reaktion mehr fähig. Die Folgen solcher traumatischen Ereignisse können dramatisch sein. Unangemessene, unvorhersehbare Reaktionen des Menschen
versetzen den Hund in einen chronischen Stresszustand, der auf Dauer das Immunsystem schwächt und den Hund krank macht.
Vernünftiges Training beginnt, wenn der Hund sich noch angemessen verhält, also zum Beispiel BEVOR er bellt, BEVOR er auf das Fahrrad zu springt, BEVOR er den Besucher anspringt. Es ist wichtig,
ihm auch in genau dieser Sekunde mitzuteilen, dass er sich richtig verhält! Bestärken Sie den Hund für gutes Verhalten BEVOR unerwünschtes Verhalten stattfindet mit Belohnungen die er sehr gerne
mag! Arbeiten sie mit einer guten TrainerIn, die Ihnen das richtige Timing beibringt.
Und hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! „Den Hund an der Leine zu reißen, ihn in die Seite zu stoßen oder ihn anzuschreien, finde ich eigentlich nicht gut, aber er muss sich ja schließlich benehmen …“
Der Preis für dieses vermeintliche gute Benehmen ist hoch: Ihr Hund verliert das Vertrauen zu Ihnen und Sie zerstören die gute Bindung oder verhindern, dass diese entsteht. Und irgendwann wird
Ihr Hund womöglich Angst vor Ihnen haben! Das kann nicht das Ziel sein!