Anzeigen
Unsere Hunde haben genetisch ein gewisses Maß an Jagdverhalten mitbekommen. Dieses besteht aus einzelnen Sequenzen, die sich dann zu einer Verhaltenskette fügen. Je nach Rasse, Individualität und Umwelterfahrung sind diese Einzelteile stärker oder schwächer ausgeprägt.
• Ausschau halten / Anschleichen
• Fixieren
• Hetzen
• Packen
• Töten
• Fressen
Hunde mit jagdlichem Interesse zeigen uns durch ihre Körpersprache an, dass sie etwas Interessantes wahrnehmen.
Das Anzeigeverhalten, in der Verhaltenskette das Fixieren, ist wiederum je nach Rasse oder deren Mischungen, Prägung, nach Individuum, Erziehung und Umgebung verschieden.
Der Hund kommuniziert uns als seinen Jagdgefährten, was er wahrnimmt durch vielfältige Signale, wie zum Beispiel:
Innehalten, auf einen Punkt schauen, die Nase in die Luft nehmen und Witterung aufnehmen, die Ohren richten, den Kopf wenden, Körperspannung aufbauen, die Rute anheben, stillstehen und eine Pfote anheben, sich hinsetzen, mit der Rute wedeln, verbellen. Viele Hunde blicken uns dabei kurz zwischendurch an, um dann wieder in besagte Richtung zu schauen. Sie möchten uns damit verstärkt aufmerksam machen, dass etwas Wichtiges stattfindet. Spätestens jetzt sollte der Mensch die Anzeige verstanden haben.
Es gibt auch Hunde, die das Anzeigen für unsere menschliche Wahrnehmung ausfallen lassen, oder wir haben es nicht beachtet, und dann zeigen sie es nicht mehr.
Je mehr wir uns für die Wahrnehmung des Hundes interessieren und sein Anzeigeverhalten ausbauen, je mehr steigen auch die Chancen, dass der Hund die Teile der Verhaltenskette, die wir uns nicht wünschen, auslässt. Auch der Freilauf für jagdlich interessierte Hunde ist unter anderem nur dann möglich.
Leises, freundliches Lob, ganz besonders für eine ruhige und entspannte Anzeige und dem Hund auf dem Spaziergang die Zeit geben, die er für seine Wahrnehmungen braucht, sind erste Schritte. Manche Anzeigen sind für die meisten Menschen vielleicht nicht so sehr erwünscht, wie zum Beispiel das Bellen. Dennoch sind feines Lob und Bestätigung dafür, dass der Hund mit uns kommuniziert, erstmal für den Hund sehr wichtig, weil er verstanden werden will.
Hier ein Video aus Bulgarien mit einem English Pointer:
VORSTEHEN
Vorstehen ist eine ganz besondere Form der Anzeige, welche durch Selektion herausgezüchtet wurde, und bei bestimmten Jagdhunderassen vorkommt, aber selbstverständlich auch bei Mixen auftreten kann. Das Vorstehen ist wieder nach Rasse und Individualität unterschiedlich, jedes Mal ist es wie eine Art rituelle Handlung, die man sofort erkennt, wenn es einmal bei seinem Hund gesehen hat. Pointer sind für mich die Stars bei dieser Kunst, aber auch andere Vorsteherrassen beeindrucken mich immer sehr.
Manche Hunde verharren zuerst, dann schleichen sie sich dabei mit einem etwas staksigen Gang an, indem sie mit etwas breit gestellten Hinterbeinen jede einzelne Pfote sehr hochnehmen und vorsichtig setzen, oft mit stark geducktem Körper, der Kopf und die Rute auf Schulterhöhe gestreckt. Dann erstarren sie vollkommen, der Blick ist genau auf das Wild gerichtet. Manchmal wird eine Pfote angehoben. Sie können so sehr lange Zeit verweilen. Bei der Jagd mit Vorstehhunden wird die Jagd dann beendet.
Hunde, die dieses Verhalten durch ihre Körpersprache zeigen, sind sehr gut durch Bestätigung und Lob zufrieden zu stellen. Die Konzentration des Hundes ist dabei sehr anstrengend und dementsprechend ausgelastet ist er nach getaner Arbeit.
Selbstverständlich sollte sichergestellt sein, dass der Hund kein Wild durch Einspringen erreichen kann.
Wichtig dabei ist, sich ihnen nicht von hinten, sondern von der Seite auf Schulterhöhe sehr langsam zu nähern und leise und fein zu loben.
Es gibt Hunde, die Vorstehverhalten nur bei bestimmten Tierarten zeigen, mein Mischlingshund Noel zum Beispiel ausschließlich bei Maulwürfen
und Mäusen, und Pointerfans würden vielleicht die Nase rümpfen. Passionierte Vorsteher können es jedoch auch bei Nylonsäcken oder Styroporstücken, die sich in einer Wiese befinden. Ich war einmal
mit einem Epagneul Picard unterwegs, der eine halbe Stunde lang komplett still stand um Eichhörnchen an einer Futterstelle vorzustehen, während ständig Leute an uns vorbei wanderten. Er war
vollkommen in seine Aufgabe versunken und irgendwann musste ich ihn dann rausheben.
Elisabeth Lierschof
https://www.voeht.at/vöht-mitglieder/tirol/elisabeth-lierschof/