Sitz, Platz, Bleib und Co –
Hörzeichen und Sichtzeichen besser verstehen
Auf das Signal „Platz“ legt sich dein Hund hin? Super.
Tut er das auch, wenn du dabei ganz gerade und komplett still stehst, deine Hände hinter den Rücken hältst und gleichzeitig in den Himmel starrst? Wenn ja, Gratulation. Dann versteht dein Hund das Hörzeichen schon mal separat von diversen Handzeichen. Du könntest jetzt noch ausprobieren, ob dein Hund das Hörzeichen versteht, wenn du ihm den Rücken zuwendest oder wenn du sogar gar nicht sichtbar bist, weil du zum Beispiel hinter der Türe stehst.
Diesen Test kannst du mit anderen Signalen für Sitz, Bleib und was du sonst noch im Repertoire hast wiederholen.
Die meisten Hunde verstehen das Hörzeichen ohne Handzeichen allerdings nicht. Das ist auch ganz normal so. Denn wir achten meistens gar nicht darauf, welches unserer Signale der eigene Hund überhaupt mit dem Verhalten Hinlegen verknüpft hat. Hunde achten aber mehr auf Körpersprache und vor allem Bewegungen. Das wäre in unserem Beispiel das Handzeichen etwa die sich nach unten bewegende, flache parallel zum Boden gehaltene Hand. Wir Menschen hingegen schenken dem gesprochenen Wort sehr viel Beachtung bspw. „Platz“. Das führt zu Missverständnissen zwischen Mensch und Hund.
Problematisch wird es nämlich dann, wenn der Mensch auf seinen Hund sauer wird, weil dieser nicht das erwünschte Verhalten zeigt. Der Hund legt sich z.B. einfach nicht hin, obwohl sein Mensch „Platz“ gesagt hat. Dem Hund wird dann schnell unterstellt, er wolle das Signal nicht ausführen. Er mache einem das zu Fleiß. Er sei stur, dominant, blöd oder was auch immer. Das ist sehr menschlich gedacht. Und damit werden wir unfair unserem Hund gegenüber.
Die meisten Hunde haben gar nicht gelernt, was das Wort „Platz“ alleine ohne andere körpersprachliche Signale heißt, weil wir es ihnen nicht beigebracht haben. Und das ist der springende Punkt … WEIL WIR ES NICHT BEIGEBRACHT HABEN. Und schon ist der Hund nicht mehr stur, dominant oder blöd.
AUFDRÖSELN DER EINZELNEN SIGNALE
Wenn du möchtest, kannst du deinem Hund jederzeit beibringen diese unterschiedlichen Signale als Einzelsignale zu verstehen. Achte dabei auf die Reihenfolge der gegebenen Signale.
Ich erkläre dir das am Beispiel „Platz“. Der Hund soll sich also sowohl auf das gesprochene Wort „Platz“ als auch auf das Handzeichen – flache Hand parallel zum Boden – hinlegen.
SCHRITT 1, Was kann dein hund?
Versteht er „Platz“ alleine? Oder legt er sich nur hin, wenn er dein „Handzeichen“ sieht? Das kannst du wie zu Beginn geschrieben austesten. Die meisten Hunde verstehen das Wort alleine nicht, legen sich aber auf Handzeichen hin.
Wenn das so ist, hat dein Hund das Hörzeichen einfach nicht mit dem Verhalten sich hinzulegen verknüpft. Jetzt geht es zunächst darum, dass dein Hund versteht, dass dein Wort auch Hinlegen bedeutet.
SCHRITT 2, Wort an Handzeichen koppeln
1. Du sagst dein Wort zum Hinlegen – z.B. „Platz“.
2. Dann wartest du 1 Sek. Bewege dabei nicht deine Hand! Das ist wichtig.
3. Danach erst bewegst du deine Hand und gibst das bereits erlernte Handzeichen zum Hinlegen.
4. Dein Hund legt sich hin.
5. Du belohnst ihn fürs Hinlegen.
Diesen Schritt wiederhole einige Male hintereinander sowie in 2 bis 3 weiteren Trainingseinheiten.
Hier gilt die Regel „unbekanntes“ Signal (in unserem Fall das Wort „Platz“) muss VOR „bekanntem“ Signal (in unserem Fall das Sichtzeichen flache Hand) kommen.
SCHRITT 3 – Hat dein Hund das Wort verstanden?
Wie weißt du, wann dein Hund das Wort verstanden hat? Ganz einfach.
Der Vorgang bleibt gleich wie in Schritt 2. Du sagst dein Wort. Und jetzt wartest du aber etwas länger (2 -3 Sekunden) bevor du dein Handzeichen gibst.
Wenn dein Hund beginnt sich in die Platzposition zu begeben bevor noch dein Handzeichen kommt, reagiert er auf dein Wort. 😉 Belohne das Hinlegen großzügig. (Es kann natürlich sein, dass dein Hund noch andere Signale mitgelernt hat, die du unbewusst aussendest. Mit dem oben beschriebenen Test findest du das heraus. An dieser Stelle ist erstmal das Handzeichen entkoppelt.)
Legt er sich nicht innerhalb der 2-3 Sekunden hin, gibst du ihm trotzdem dein Handzeichen und gehst vor wie bei Schritt 2. Dann hat noch keine Verknüpfung zwischen Wort- und Handzeichen stattgefunden.
Dieser Schritt ist also mehr ein Test für dich als für deinen Hund.
Sobald dein Hund auf das Hörzeichen alleine reagiert, kannst du mal das Hörzeichen, mal das Sichtzeichen und auch beides zusammen verwenden. Fertig. 😉
Körpersprachlich spielt allerdings noch viel mehr eine Rolle als nur dein Handzeichen. Denke mal daran, was dein Hund alles wahrnimmt, während du ihm so ein Signal beibringst. Er sieht ja bspw. nicht nur deine flache Hand parallel zum Boden, sondern auch deine Beine, Kopf usw. Er nimmt deine Blickrichtung wahr und ebenso in welchem Winkel ihr zueinander steht. Also ganz schön viel!
Auch hier kannst du daran denken, dass es für deinen Hund etwas ganz etwas anderes ist sich neben dich zu setzen oder zu legen als vor dich. Vielleicht kennst du das auch? Das Sitz klappt vor die viel besser als neben dir oder gar hinter dir. Dein Hund hat dann wahrscheinlich die Erfahrung gemacht (=Lernen), dass es sich vor allem lohnt frontal vor dir zu sitzen. Hast du das in der Vergangenheit häufig so gemacht und kaum anders? Und damit wärst du nicht alleine. Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dein Hund die Position vor dir als lohnenswert erlernt hat. Er tut sich dann schwer das bei anderer Körpersprache (weil anderer Winkel) umzusetzen. Aber auch das ist eine Trainingssache und kann dem Hund jederzeit beigebracht werden. Es muss sich halt auch eine andere Position lohnen. 😉
Die Körpersprache des Menschen im Umgang mit Hunden ist ein so spannendes Thema und betrifft alle möglichen Bereiche. Ganz besonders relevant wird es, wenn es um Problemverhalten geht. Wenn du Lust hast, zu erfahren wie du an Problemverhalten mit deinem Hund arbeiten kannst, melde dich für mein Live Webinar „Vom Problemhund zum Traumhund: Wie du Problemverhalten erfolgreich in den Griff bekommst“ am 20.04.2023 an.
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Alles Liebe
Sigrun
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Anmerkung der VÖHT:
Die Blogtexte geben die individuelle Meinung und Herangehensweise der Autorin, des Autors wieder.